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Brief von Friedrich August von Davier an den Herzog von Oldenburg (Hausarchiv Holstein-Gottorp im Niedersächsischen Staatsarchiv Oldenburg Sig. 6 D Nr. 1159a) Münster den 15ten Dezember 1813 Durchlauchtigster Herzog, Gnädigster Fürst und Herr! Ich wagte es im September dieses Jahres mich in Berlin der huldreichen Gnade Ew. Herzoglichen Durchlaucht submissest zu empfehlen, jetzt da seine Herzogliche Durchlaucht zurückgekehrt in die heimathliche Flur, jetzt da den treuen Unterthanen unter der herzoglichen Regierung Ew. Herzoglichen Durchlaucht wieder ein goldener Morgen aufgeht nach einer schmerzvollen Nacht der unerhörtesten Tyranney, jetzt wage ich es auch nun mich der allbekannten Gnade des edelsten der teutschen Fürsten mit innigem Vertrauen zu nähern. Ich bin ein geborener Jeveraner, mein Vater war daselbst General in Diensten des hochseeligen Fürsten Friedrich August von Anhalt Zerbst. Von meiner frühesten Jugend an wurde ich für den Militairstand gebildet, that auch als Fähndrich zwey Jahre hindurch wirkliche Dienste. Nach dem Tode meines Vaters verheiratete meine Mutter sich mit dem jetzt noch zu Jever lebenden President Ittig. Dieser entzog mich dem Militairstande, und nachdem ich mir die nöthigen Vorkenntnisse gesammlet, studierte ich die Jurisprudenz zu Jena und Erlangen. Nach dreyjährigem Cursus kehrte ich in mein Vaterland zurück. Nachdem ich examiniert, wurde ich unter die Zahl der dortigen Advokaten aufgenommen und von der verwittweten Fürstin von Anhalt Zerbst, damalige Landadministratorin von Jever (ich behalte mir vor, wenn Ew. Herzoglichen Durchlaucht es befehlen, von der noch zu Coswig lebenden Fürstin, Durchlaucht, wegen meiner sittlichen Ausführung und meiner an den Tag gelegten Kenntnisse, die deshalbigen Testimonien beyzubringen) als Auditeur angestellt. Zur Zeit der französischen Unterjochung bekleidete ich die Stelle eines Notaire im Canton Rüstringen. Ich hatte das Glück mir die Liebe und das Zutrauen der Einwohner dieses Cantons zu erringen, und ebendaher, wie im verflossenen Frühjahr die Unruhen daselbst ausbrachen, erwählte dieser Canton mich zu seinem Führer. Ich sah es wohl ein, daß man viel zu früh und zu leichtfertig die Fesseln zu zerbrechen suchte, mein unglückliches Vaterland lag mir aber zu sehr am Herzen und nur unter der Bedingung eines unbedingten Gehorsams stellte ich mich an die Spitze des Cantons. In Verbindung des Herrn Friedensrichters von Mezner zu Neustadtgödens entwaffnete ich sogleich die tolle Menge, und da die zügelloseste Anarchie zu herrschen anfing, organisierten wir aus den angesehensten und besten Einwohnern eine Wache zum Schutze des Eigenthums und zu gewöhnlicher Sicherheit. Dies Verfahren wurde mir vom französischen Gouvernement falsch gedeutet, und wenn ich nicht durch ein rabulistisch tumultuarisches Verfahren, genannt Kriegsgericht, ordonniert und füsiliert seyn wollte, so mußte ich fliehen. Nach mancherley Gefahren erreichte ich glücklich Hamburg, und bald darauf Berlin, wo ich, da ich weiter keine Connexionen hatte, bey dem von Lÿtzowschen Corps Dienste nahm. Bey Hof wurde ich leicht blessiert und bald darauf bey dem verrätherischen Überfall bey Kitzen schwer verwundet und gefangen. Glücklich ranzionierte ich mich einige Tage darauf durch den Muth und die treue teutsche Hülfe des Predigers zu Hohenlohe (?), ohnweit Leipzig. Am Ende des Waffenstillstandes war ich wiederhergestellt, und eilte aufs neue zum Lÿtzowschen Corps, mit welchem ich die Gefechte im Mecklenburgischen bestand. Mein Wirkungskreis blieb hier zu beschränkt und da Sr. Majestät der König von Preußen dies Corps auch nicht zu lieben schien, so verließ ich es, und eilte zum Corps des Herrn Major von Hellwig. Auf meiner Reise dahin hatte ich das unschäzbare Glück Ew. Herzoglichen Durchlaucht meinen unterthänigsten Respect in Berlin zu Füßen zu legen. Ich habe das Glück gehabt bey dem erwähnten Corps mich die Liebe und Achtung des Herrn Major von Hellwig zu erwerben, wie Ew. Herzogliche Durchlaucht aus dem beyliegenden Zeugnis gnädigst ersehen wollen, ich habe mitgeblutet für mein teutsches Vaterland und miterrungen das golden Morgenroth der neuen Freyheit. Jetzt ist es mein sehnlichster Wunsch mich dem geliebten Vaterlande wieder zu nähern, oder wenigstens unmittelbarer für dasselbe wirken zu können. Auch Oldenburg ist mein Vaterland, denn Sitten und Gebräuche und Familien Verbindungen vereinigen die Jeveraner und Oldenburger, und wurde Oldenburg und Jeverland auch nicht früher von einem Fürstenhause regiert?! O ich wage es den glücklichen Wunsch auszusprechen, daß diese Vereinigung unter der beglückenden Regierung Ew. Herzoglichen Durchlaucht bald wieder eintreten möge. Ich wage daher die unterthänigste Bitte an Ew. Herzoglichen Durchlaucht mich unter die Zahl Ihrer getreuen Unterthanen aufzunehmen, und das Glück meines Lebens würde vollendet seyn, wenn Höchstdieselbe geruhten mir eine Kompanie bey Ihren Truppen huldreichst zu verleihen. Zwar kehrte ich lieber zurück ins friedliche bürgerliche Leben, doch in diesem Augenblick darf ich diesen Wunsch nicht aufkommen lassen, denn ich habe einmal den blutigen Weg des heiligen Kampfes für Selbständigkeit, Nationalehre und für die Erhaltung der Fürstenthrone, die nur regieren um Menschen zu beglücken, betreten, und will muthig und glorreich diesen heiligen Krieg mit beendigen, sehen, wie Germaniens Fürsten frey das Erbe Ihrer Väter beglücken, und dann, wenn der freye Friede im teutschen Lande erkämpft, von der Gnade meines Fürsten die häusliche Ruhe für mein zukünftiges Leben erbitten. Mit Blut und Leben werde ich die heilige Person Ew. Herzoglichen Durchlaucht schützen, und mein eifriges Bestreben wird seyn mich der Gnade Ew. Herzoglichen Durchlaucht immer würdiger zu machen. Ich ersterbe in tiefster Submission Ew. Herzoglichen Durchlaucht unterthänigster Knecht Friedrich August von Davier Königlich Preußischer 1. Lieutenant im Corps des Herrn Major von Hellwig Dem Inhaber dieses, Herrn Friedrich August von Davier, Lieutenant in meinem unterhabenden Fuß-Jäger-Corps wird hiermit das pflichtmäßige Zeugniß ertheilt, daß er sich als Militaire jederzeit brav und in allen übrigen Verhältnißen als rechtschaffener Mann und durchaus in beyden Verhältnissen auf eine solche Weise betragen hat, dass ich ihm das vollkommenste Lob ertheilen muß. Münster d. 18ten December 1813 v. Hellwig Seiner Koeniglichen Majestaet von Preußen bestallter Major, Commandeur einer Truppen-Abtheilung, Ritter des Königl. Preuß. Ordens pour le merite u. des Eisernen Kreuzes 1ter u. 2ter Claße, sowie des K. Russischen St.Georg u. d. K. Schwedischen Schwerdt. Ordens. |
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