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Faksimile "Ostfriesische geschichte" Auszug aus:         [ §7  §8  §9  §10  §11  §12  §13  §14 ]

Tileman Dothias Wiarda:
Ostfriesische Geschichte
Zehnter Band, Zweite Abtheilung.
Leer 1817

....    [ Das Jahr 1813 ]

Fünftes Buch, Sechster Abschnitt

§ 9

Kaum hatten die Franzosen Hamburg geräumt: so erschollten hier allerhand, die hiesigen französischen Beamten beunruhigenden Gerüchte von dem Vorrücken der Russen nach der Seite von Bremen hin, und sogar von einer russischen Besetzung des Herzogthums Oldenburg und von einem allgemeinen Aufstande in dem Oldenburgischen. Allerdings waren in dem Oldenburgischen ungestüme Volksbewegungen entstanden, die sich nachher durch ein schändliches Blutgericht, welches der General Vandamme am 10. April über zwei würdige Männer verhängen ließ, so tragisch endigten.

Der Präfect, der bei den ausgebrochenen Tumulten in dem Herzogthum Oldenburg sehr beunruhigt wurde, sandte am 18. März verkleidete Gensdarmes nach dem Oldenburgischen ab, um von dem dortigen Zustand der Sachen sichere Nachrichten einzuziehen. Bei ihrer, schon am zweiten Tage erfolgten, Rückkunft beobachteten sie in dem Publikum ein tiefes Stillschweigen. Dieses Stillschweigen hielt man für eine untrügliche Bestätigung der Gerüchte. Am 21. März rückte eine große Schar Oldenburgischer Bauern in Friedeburg ein. Diese machten dort bekannt, oder streuten aus, daß man in dem Herzogthum Oldenburg das französische Joch abgeschüttelt hätte, die französische Regierung aufgehört habe, und 5000 Bauern, verstärkt von einigen Russen, unter Anführung des Grafen von Bentink, an der Gränze ständen, um im Nothfall den Ostfriesen nachbarlichen Beistand zu leisten. So viel ist an dem, daß der Graf, als Herr und zugleich als Maire von Varel, in dieser seiner Herrschaft einige, zwar patriotische, doch wohl gar zu voreilige und unvorsichtige Verfügungen erlassen und sich an die Seite der Vareler Insurgenten gestellt hatte, weshalb er auch nachher von einer in Wesel angeordneten Militaircommission durch ein Urtheil vom 3. Mai zur Landesverweisung und Einziehung aller seiner Güter zu Gunsten des Staats verurtheilt wurde.

Sobald nun die Oldenburgischen Bauern sich in Friedeburg eingefunden hatten, wurden die Sturmglocken angezogen, die Douanen vertrieben und die Papiere von dem Enregistrement vernichtet. Nachdem hierauf beschlossen war, ähnliche Proclamationen von dem Aufhören der französischen Regierung von einer Mairie zu der anderen zu erlassen, und die Eingesessenen aufzufordern, sich zu bewaffnen, zogen sich die Oldenburgischen Bauern wieder über die Gränze zurück. Der erste Zug der Friedeburger, woran sich jedweder freiwillig oder gezwungen anschloß, ging aus den Communen Marx und Etzel nach Repsholt. Nach verrichtetem Unfug durch Abnahme der französischen Wappen, Zernichtung vieler Papiere, Läuten der Glocken u. s. w. kehrten die Marxer, Etzeler und Friedeburger wieder zurück.

Nun setzten sich die Repsholter in Bewegung und zogen nach Leerhave, dann die Leerhaver nach Witmund, die Witmunder nach Burhave und Blutforde, und diese wieder nach Dunum, Stedesdorf und Esens, und so ging es überall unter Läutung der Sturmglocken von Mairie zu Mairie, da dann immer Boten vorausgesandt wurden, das Aufgebot den Eingesessenen anzusagen. So zwang denn von dem vormaligen Friedburger Amte an eine Mairie die andere, das Witmunder und Esener Amt hindurch bis zu dem Berumer Amte, zu einem allgemeinen Aufstande.

Die Mairen waren nun freilich durch Drohungen gezwungen, dem jedesmaligen Zuge zu folgen, oder gar denselben anzuführen: indessen hatten doch die mehresten vorher die Mairiepapiere und besonders die Civilstandesregister versteckt, oder in Sicherheit gebracht.

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